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100.000 Kilometer im Golf von Mercedes der B-Klasse. Ein teurer Spaß. Aber auch die Erkenntnis: Qualität hat ihren Preis. Denn der B 180 CDI spulte den Dauertest so ab, wie man es von einem Mercedes erwartet: zuverlässig und pannenfrei.
Polarsilber, Mountaingrau, Kosmosschwarz – schnarch. Buntes, fröhliches Leben spiegelt eine derart leblose Farbpalette nicht gerade wider. Genau dieses Sortiment leidenschaftsloser Lacke bevorzugen 70 Prozent aller Mercedes B-Klasse-Kunden. Motto: Bloß nicht aus der Reihe tanzen, lieber konservativ bleiben. Wer B sagt, hat Wertverlust im Kopf. Und keine Schmetterlinge im Bauch. Konservativ? Tatsächlich hat es der Kleine faustdick hinter den Ohren. Besser gesagt: doppelt unterm Boden. Die sogenannte "Sandwichbauweise", bei der Motor und Getriebe teils unter das Auto rutschen und die Passagiere praktisch oberhalb der Technik thronen, erlaubt ein effektives Raumkonzept. Inklusive ebenen Kofferraums, viel Platz für alle Mitfahrer und einer übersichtlich hohen Sitzposition.
Der Testwagenpreis von rund 40.000 Euro weckte hohe Erwartungen
Auch preislich ist die Mercedes B-Klasse deutlich höher positioniert als herkömmliche Kompakte. Beim Grundpreis von 25.725 Euro (zum Testbeginn 2006) bleibt es indes so gut wie nie. Denn das kleine B kommt fast nackt auf die Welt. Nur die nötigste Ausstattung steckt drin. Selbst Radio, Kopfairbags und elektrische Fensterheber hinten kosten extra. Speziell in unserem Fall schlug allein der Posten Sonderausstattung fünfstellig ins Kontor. Macht in der Summe fast 40.000 Euro. Einen VW Golf TDI in der Basisausstattung gibt es für die Hälfte. Das schraubt die Erwartungen hoch. Das Ergebnis vorweg: Sie wurden erfüllt.
Perfekte Bedienung und beste Übersicht
Diverse Eintragungen im Fahrtenbuch künden von Zufriedenheit und komfortablen Touren. Die Sitze: passgenau bis perfekt. Das Raumgefühl: angenehm, nichts zwackt. Ganz wichtig: "Endlich ein Auto mit hervorragender Übersicht." Die Mercedes B-Klasse, so viel steht schon nach wenigen Kilometern fest, überfordert keinen. Ihre Bedienung liegt buchstäblich auf der Hand, inklusive der leichtgängigen Schaltung. Steckt hier das Erfolgsgeheimnis des kompakten Benz vor allem bei der Generation 50 plus? Immerhin schafft es der etwas größere Baby-Benz, auch Jungväter für sich zu begeistern.
Ein echter Mercedes
Redakteur Ralf Bielefeldt schwärmt nach einer Marathon-Tour mit Frau und seinen beiden Mädels: "Ein echter Mercedes. Selbst mit vier Personen, Koffern, Tüten, Taschen, Tretroller und Kinderspielzeug Entspannung total." Das Ganze hat System. Im Fall der B-Klasse ist es das aus der A-Klasse bekannte, höchst variable Innenraumkonzept. Rückbank zusammenklappen oder demontieren vollzieht sich im Handumdrehen. Theoretisch noch während einer Ampel-Rotphase kann aus der Limousine ein Schnell-Laster werden. So fix ist sonst keiner. So straff allerdings auch nicht. Offensichtlich hat Mercedes die interne Bezeichnung "Sports-Tourer" wörtlich genommen, der B-Klasse die Waden gestählt.
Der Innenraum nach 100.000 Kilometern? Nahezu neuwertig
Einhelliges Urteil der Tester: "Fahrwerk unnötig hart." Und wenig sinnstiftend, da die übertrieben sportliche Federung im krassen Gegensatz zum angenehm gutmütigen Fahrverhalten einschließlich der indirekten Lenkung steht. Immerhin sind sich die Schwaben beim Thema Verarbeitung selbst treu geblieben: Hauptsache solide. Selbst kurz vor Testende staunte Fotograf Toni Bader über den "nahezu neuwertigen Zustand von Verkleidungen und Polstern". Dagegen fällt die einzige große Schwäche des kleinen Benz schon auf den ersten Kilometern auf: der raue Lauf des Dieselmotors.
109 CDI-PS haben ihre Mühe mit den 1475 kg der B-Klasse
Das "vorlaute Nageln", wie es Redakteur Andreas Borchmann dem CDI bescheinigt, passt so gar nicht zum unaufdringlichen Charakter einer B-Klasse. Zumal der Eindruck entsteht: viel Lärm um nichts. Untenrum schlapp, in der Mitte mäßig zupackend, obenrum drehfaul – das ist die Kernaussage diverser Einträge zum Thema Kraftabgabe. Und dabei ergibt die Abschluss-Leistungsmessung auf dem Prüfstand 108 PS – also alles im grünen (Toleranz-)Bereich. "Der Wagen ist einfach zu schwer für den Motor. Man muss sehr häufig schalten, den Diesel bei Laune halten", beschreibt Redakteur Alexander Cohrs das Dilemma. "So was treibt den Verbrauch nach oben."
Zwei kleine Ausfälle vereiteln Spitzenplatz in Zuverlässigkeits-Wertung
Recht hat er: Mit 7,7 Litern im Durchschnitt über die Gesamtdistanz setzt der Mercedes B 180 CDI keinen Maßstab. Das hätte er beinahe beim Thema Zuverlässigkeit geschafft. Wenn nicht Elektrik und Elektronik versagt hätten. Ein Vorwiderstand des Lüftungsgebläses hatte sich bei Kilometer 65.733 verabschiedet. Mit der Folge, dass die Lüftung stets volle Pulle lief. Und rund 30.000 Kilometer später das: Die ESP-Warnlampe meldet den Ausfall des Bremslichtschalters. Ärgerliche Kleinigkeiten, die wenig kosten. Diese kleinen Ausfälle vereiteln dem Mercedes B 180 CDI einen Platz an der Spitze in unserem Zuverlässigkeits-Ranking.
Die Demontage bringt Top-Qualität ans Tageslicht
Was bleibt, ist ein undankbarer elfter Platz. Schade, denn die Mercedes B-Klasse ist selbst den jungen Kollegen ans Herz gewachsen – den älteren sowieso. Nicht zuletzt, weil sie – ganz wie früher – Qualität im Verborgenen trägt. Das Ergebnis der Totaldemontage nach 100.000 Kilometern ist eine Sternstunde dauerhafter Technik: keinerlei Verschleiß am gesamten Antriebsstrang des Mercedes B 180 CDI. Kolben und Zylinder, Lager und Gelenke – alles einwandfrei. Die Zahnräder im Getriebe – zackig drauf wie am ersten Tag. Irgendwie typisch: Auch im Alter bleibt ein Mercedes (angenehm) unauffällig. Was zu beweisen war.
So solide fährt kaum ein Dauertestauto zur Demontage
Auf den letzten 650 Kilometern von Hamburg nach Stuttgart weist der Mercedes B 180 CDI noch einmal nachdrücklich auf seine Abstammung hin. Kein Knacken aus dem Dachbereich, kein Klappern von den Türen, kein Quietschen der Sitzanlage – allenfalls hin und wieder ein zartes Klingeln aus der Armaturentafel. So solide fährt kaum ein Dauertest-Fahrzeug zur Demontage. Eigentlich schade drum. Mehr als zufriedenstellend ist das Ergebnis der optischen Kontrolle von Fahrzeugunterboden und Aggregaten. Diese werden durch zwei großflächige Verkleidungen wirkungsvoll geschützt. Nach deren Entfernung wirkt die Fahrzeugunterseite fast wie frisch aus der Produktion.
Perfekte Rostvorsorge und kein messbarer Verschleiß an Motor und Getriebe
Motor und Getriebe sind knochentrocken. Zusatzaggregate wie Lichtmaschine, Klimakompressor und Anlasser weisen nur minimale Schmutzanhaftungen auf. Selbst die Abgasanlage wirkt noch taufrisch. Lediglich auf der Eingangsseite des Vorkatalysators entdecken wir eine kleine Beschädigung. Dieser gute Eindruck zieht sich wie ein roter Faden durch die Untersuchung. Die Rostvorsorge weist keine Mängel auf. Auch die endoskopische Hohlraumbesichtigung bringt nur positive Resultate. Ebenso die Vermessung von Zylindern und Kolben und die Sichtung der 16 Ventile. Gelegentlichen Klagen über zu geringe Leistungsausbeute zum Trotz, hat das kompakte Aggregat die Strapazen hervorragend überstanden. Lediglich an Druckplatte und Schwungrad der Kupplung ist nachweisbar, dass es wiederholt Versuche gab, dem kleinen Mercedes B 180 CDI Sportwagenleistungen abzuringen.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jan Horn
Sichtbare Alterung? Bei unserer Mercedes B-Klasse nicht feststellbar. Verschleiß? Kaum vorhanden. Der Motor? Rau, aber enorm haltbar. Ausfälle? Da hat es gehakt, die Elektronik muckte, aber insgesamt eine pannenfreie Bilanz. Sie zeigt, wie Mercedes in der Qualität aufgeholt hat. Nach maximal mittelprächtigen Dauertest-Ergebnisssen von A- und M-Klasse hat die E-Klasse 2005 das erste gute Ergebnis für den Stern vorgelegt. Der Mercedes B 180 CDI macht jetzt genau da weiter. Glückwunsch nach Stuttgart!
Das lässt Erinnerungen an den 124er aufleben. :)
Leider hat der Wagen einen zu hohen Preis.... ;(
Wäre er etwas günstiger, wäre er bestimmt ein noch größerer Erfolgsträger.
__________________ Ich bin stolz drauf einen Mercedes zu fahren!!!!!