Der lange Weg vom Sprayer zum Lackprofi Dietmar hat sich ausgiebig mit der Thematik des Lackieren
mit Spraydosen auseinander gesetzt. Herausgekommen ist ein sehr ausführlicher
Bericht, der auch auf diverse Hintergrundthemen eingeht.
Informationen, Gedanken, Tipps, Erfahrungen, Behauptungen, Bilder und Beispiele
Gliederung:
Allgemeines
1. Die Sprühdose
1.1 Aufbau
1.2 Handhabung
2. Was kann ich lackieren?
2.1 Beispiele an der Corvette (C3)
2.2 Die benötigten Sprühdosen
2.2.1 Hitzebeständige Motorfarben
2.2.2 Handelsüblicher Lackspray
2.2.3 Kunststofflacke, hier: Vinyl-Spray
3. Vorbereitende Arbeiten
3.1 Wissen sammeln: Kleines Chemie-, Physik- und Fachlexikon
3.2 Vorbereitungen am Teil und am Arbeitsplatz
4. Lackaufbau
4.1 Grundierung
4.2 Decklack
5. Spritztechniken
5.1 Demonstrationsbilder
5.2 Nebeln
5.3 Flächen lackieren
5.3.1 Kreuzgang
5.3.2 Linie
5.3.3 Zick - Zack
5.3.4 Kreis
6. Schlusswort
Allgemeines
Dieser Beitrag wendet sich an Leser, die bisher keine oder kaum Erfahrungen in der Anwendung von Sprühdosen haben.
Ich beschreibe Sprühdoseneinsatz am Beispiel meiner
Corvette. Dabei lasse ich Originalitätsüberlegungen teilweise außer Acht.
Wer auf 100%ige Originalität auch bei Sprühdosenfarben besteht, findet ein breites
Repertoire an Angeboten z.B. bei Eckler`s im Katalog (Nr. 1003) auf den Seiten 151/152.
Ich bin kein Fachmann. Es können also Falschaussagen im Beitrag sein. Für Teile an
der Corvette benutze ich an einigen Stellen die englischen Bezeichnungen, um Missverständnisse
durch Übersetzen zu vermeiden.
Abkürzungen:
· Ich benutze im Text für "Sprühdose" die Abkürzung SD,
· für Zweikomponenten-Lack: 2K-Lack
1. Die Sprühdose (SD)
1.1 Aufbau
Auf der Zeichnung sind die Einzelkomponenten einer SD dargestellt:
Links oben ein Sprühkopf der Vinyl Paint von Eckler`s. In der
Mitte und rechts oben sind die gängigen Sprühköpfe. Unten Sprühköpfe mit großem Loch für
ein Kunststoffröhrchen (Hohlraumkonservierung).
Mit dem gängigen Sprühkopf rechts oben lässt sich "angenehmer" lackieren als mit dem in
der Mitte. Leider sind die Köpfe in der Regel nicht austauschbar. Ich empfehle, die noch
funktionstüchtigen Sprühköpfe von leeren SD zu sammeln, oft verstopfen die Köpfe nämlich bei
älteren und oft genutzten SD und müssen getauscht werden. Eingetrocknete Köpfe kann man auch mit
einer Nadel wieder durchstechen. Einfacher ist tauschen. Zum Prüfen der Durchgängigkeit mit dem
Mund durchblasen (wenn Farbe trocken). Bei Motorfarben ist mir häufig (bei plasti-kote) das
Ventil verklebt, sogar während des Sprühens.
Auf dem Bild oben sieht man einen Pistolengriff, den man auf SD
stecken/schrauben kann. Nur für Hohlraumkonservierungs- oder Unterbodenschutzdosen
geeignet. Für andere SD nicht geeignet, weil man die SD damit nicht schnell und geschickt führen
kann.
Treibmittel:
Sollte eine SD sehr oft für nur kurze Sprüheinsätze benutzt werden, baut das Treibmittel
irgendwann nur noch wenig Druck auf. Das Treibmittel wird ja bei jedem Reinigen des
Sprühkopfes verbraucht. Eine Lösung ist das Vorwärmen der SD. Reicht der Druck einer solchen
SD nicht mehr aus bzw. ist spürbar schwächer, wegwerfen.
Steigrohr:
Das Steigrohr reicht fast bis zur tiefsten Stelle der
Dose. Ist nur noch wenig Lack in der SD und/oder wird die SD zu schräg gehalten, kommt Treibmittel
mit in das Steigrohr, die Dose "rotzt", wirft große Tropfen auf die zu lackierende Stelle. SD
daher bei Arbeiten, wo es um hervorragende Qualität geht, nicht leer spritzen. Andererseits,
um die SD leer zu spritzen, sie so halten, dass das Steigrohr an der tiefsten Stelle ist.
"Rotzt" die SD während des Lackierens, weil man sie kurzfristig zu schräg gehalten hat
(passiert mir regelmäßig, wenn ich ein an der Wäscheleine aufgehangenes Teil von oben und -
insbesondere - unten lackiere), kurz mit senkrecht gehaltener SD in die Luft sprühen, damit sich das
Steigrohr wieder ganz mit Farbe füllt. Mit diesem Trick kann man sogar liegend unter dem
hochgebockten Wagen kleinere Teile nachlackieren.
1.2 Handhabung
Gebrauchsanweisung auf der SD beachten!
Die SD vor Gebrauch kräftig schütteln. Mischkugeln müssen kräftig klackern. 1
- 3 Minuten - je nach SD - sind dafür angegeben und sollten eingehalten werden. Beim "ersten
Schütteln" nach langer Lagerzeit die SD auch umdrehen und mit der Unterseite nach oben
schütteln. SD vorher erwärmen, so auf ca. 40 ° C. Insbesondere wenn die SD in der kalten Jahreszeit
aus der Garage geholt wird. Vorsicht, nicht mehr als ca. 40 ° C, d.h. gut handwarm! SD kann sonst
platzen. Generell dürfen SD nicht über 50 ° C erwärmt werden, diese also z. B. nicht im Sommer
im Auto liegen lassen! Lack sollte nicht nur wegen des besseren Verlaufs warm sein, sondern auch
damit das Treibgas immer genügend Druck hat. Besonders bei teilentleerten SD. SD auch während
des Lackierens zwischendurch schütteln. Besonders wichtig bei Motorfarben von plasti-kote und VHT!!
Vor dem Beginn des eigentlichen Lackierens kurz in die Luft zur Probe sprühen, um zu sehen, ob der
"Sprühstrahl" OK ist und z.B. auch kein Treibgas mehr im Steigrohr ist. Ab jetzt darf nur noch mit
dem Sprühkopf nach oben geschüttelt werden, weil sonst Treibgas in das Steigrohr kommen kann
(Gefahr von "rotzen").
Grundsätzlich soll man nur bei Temperaturen von über 15 °-21 ° C
lackieren. Bei tieferen Temperaturen sinkt die "Haftfähigkeit" der Farbe. Auch können
Farbtonveränderungen bei Decklacken auftreten! (Der blaue Sprühlack für meinen Polo - SD ist auf
einem der Fotos - fing bei Temperaturen unter 10 ° C an dunkler zu werden.) Meine praktische
Erfahrung ist, dass die Verarbeitung von Sprühlacken auch bei tieferen Temperaturen (so bis
10 ° C) ansonsten noch problemlos möglich ist. Kälte und sehr hohe Luftfeuchtigkeit zusammen sind
manchmal ein Problem. Decklack kann dann matt werden. Ich habe kleinere Metallteile allerdings
auch schon bei Temperaturen unter 0 ° C im Freien lackiert. Bei trockener Luft. Vorher habe ich
Sprühdose und Metallteil erwärmt. Bei schwarzen Decklacken und bei Motorfarben habe ich auch bei
Kälte keine Farbtonveränderung festgestellt.
Jede SD nach Gebrauch mit Ventil nach unten halten und kurz sprühen. Zum
Reinigen des Ventils und Sprühkopfes von Farbe. Man hört an der Tonveränderung im Zischen, wann
Treibgas statt Farbe kommt. Man sieht es auch am Sprühstrahl.
2. Was kann ich lackieren?
Grundsätzlich alle Teile bis zu einer gewissen Größe. Sagen wir mal
bis zu 50 cm x 50 cm. Größerer glatte Flächen bedürfen einer Lackierpistole. Wenn das Teil aber
schmal ist (so bis 20 cm breit), gibt es keine Grenze in der Länge. Also ein Blech von 20 cm
Breite und 100 m Länge ginge theoretisch noch auf der Oberseite mit SD zu lackieren. Mit
"Zick-Zack"-Technik. Kommt später. Nicht das Blech, sondern die Technik.
2.1 Beispiele an der Corvette (C 3)
Ich habe folgende Teile bzw. Komponenten mit SD lackiert (Beispiele, unvollständig):
Karosserieinnenraum Motor, Unterseite der Dachhälften, Unterseite Haube, Innenteile Türen (Metall)
sowie im Motorraum neben dem Motor alle Nebenaggregate und Metallteile
sowie im Innenraum viele Kunststoff-Verkleidungsteile (die
ich teilweise selber gebaut oder repariert habe). Auf dem Foto sieht man das Beziehen eines Pillar
Post (Seitenverkleidung Frontscheibenrahmen innen) mit neuem Vinyl. (In diesem Zusammenhang eine
kleine Anekdote am Rande: Die drei Verkleidungsteile innen für die Frontscheibe habe
ich - ursprünglich nur probehalber - überzogen mit einer alten Vinyl-Tischdecke von unserem Esstisch.
Ist so gut gelungen, dass ich es so gelassen habe.)
Metallteile können grundsätzlich mit "marktüblichen" Lacksprays lackiert werden.
Motor, Nebenaggregate und Metallbefestigungsteile müssen/sollten mit
hitzebeständiger Motorfarbe lackiert werden.
Kunststoffteilebenötigen spezielle Kunststofffarben,
diese werden noch nach SD für Plastik-Hartteile (Bumper Spray) und Farben für Kunstleder/Vinyl
unterschieden. Es gibt auch Kombinationen davon.
2.2 Die benötigten Sprühdosen
2.2.1 Hitzebeständige Motorfarben
Farblich passende Motorfarben gibt es von plasti-kote oder
VHT. "Plasti-kote" z. B. bei Eckler`s, "VHT Motorfarben" z.B. bei Mike & Franks. Bei Chevy
Orange sind die Farbtöne von plasti-kote und VHT nicht ganz identisch, bei VHT ist das Orange
geringfügig dunkler (zumindest bei meinen SD).
Mit diesen Motorfarben lässt sich sehr gut arbeiten. Sie verlaufen hervorragend, sind schon
nach Trocknung für das Auge an der Oberfläche völlig glatt. Nach (lange dauernder) Härtung
(Unterschied Trocknung - Härtung beachten, Nr. 3.2 ) ist die Oberfläche sehr hart, auch recht
unempfindlich gegen Stöße. Schlägt man z.B. mit einem Metallstück dagegen, platzen keine ganzen
Teile heraus. Der Glanz bleibt recht lange erhalten. Die Farbe ist unempfindlich gegen
Chemikalien wie Benzin u. Motoröl. Bis zur endgültigen Härtung ist die Farbe aber noch
empfindlich gegenüber Chemikalien, wie z.B. Konservierungsmittel.
Auch Motorfarben werden grundsätzlich grundiert. Mit der
dazugehörigen hitzebeständigen Grundierung der gleichen Firma. Kleine Reparaturen an Stellen, die
immer wieder wegbrennen (links und rechts vom Vergaser) kann man - aus Faulheit - auch ohne
Grundierung aufsprühen, allerdings deckt insbesondere das Chevy Orange
schlecht.
Auch wenn die Farbe recht schnell staubtrocken ist, bleibt sie noch längere Zeit
"weich". Mit dem Einbau eines lackierten Teiles besser 1 bis 2 Tage warten bzw. auch dann
vorsichtig einbauen.
Anmerkung: Nach meinen Erfahrungen brauchen alle
Decklack-Sprühfarben (also nicht nur Motorfarben) länger zum Durchhärten als auf der jeweiligen Dose
angegeben.
Da es auch Glanzschwarz und Seidenmattschwarz (VHT) gibt, kann man auch alle
Metallteile im Motorraum damit einheitlich lackieren.
Auch diese Motorfarben erreicht Grenzen im Glanz. Ich habe vor 14 Jahren (seitdem
ca. 20 000 km gefahren) mit Glanzschwarz den Brake Booster lackiert, glänzt noch wie am ersten Tag.
Hingegen die Farbe auf dem Motor wird matt. An den echt heißen Stellen (nahe Auspuffkrümmer, rechts
und links vom Vergaser) brennt sie weg. Kennt jeder Corvette-Besitzer.
Ist die Farbe über die Jahre völlig "ausgetrocknet", platzt sie auch in Stücken ab.
So sah mein Motor bei Kauf der Corvette aus.
Achtung:> Aufgrund der chemischen Zusammensetzung verträgt sich diese
Motorsprühfarbe von Plasti-Kote und VHT mit keiner anderen normalen Sprühfarbe! Also hitzebeständige
Grundierung der gleichen Firma nehmen und immer grundieren!
Zweckmäßigerweise lackiert man den Motor in ausgebautem Zustand
Aber wie man auf den nächsten 4 Bildern sieht, habe ich den ersten
Versuch einer Motorlackierung mit SD bei noch eingebautem Motor gemacht:
Abschleifen Rost vom Motorblock
Abschleifen Rost vom Motorblock
Auftragen Grundierung Motorblock
Aufbringen Decklack Motorblock
Man muss natürlich dann alle (wirklich alle) Nebenaggregate
ausbauen, besonders den Kühler. Nun ja, eine aufwändige Arbeit. Aber was will derjenige machen,
der einen perfekten Motorraum haben will, aber keinen Kran hat? Außerdem kann man auch alle
Nebenaggregate nur in ausgebautem Zustand vernünftig lackieren. Diese Arbeiten habe ich 1989
gemacht, buchstäblich Tage nachdem ich meine Corvette gekauft hatte. Da wusste ich noch von
nichts, schon gar nichts von der noch auf mich zukommenden Arbeit!
2.2.2 Handelsüblicher Lackspray
Die oberen SD auf dem Foto sind ein Billigprodukt, könnt Ihr zum
Üben nehmen. Auch ein Haubenscharnier lässt sich damit noch lackieren. Vorteil: Sind sehr schnell
"endfest". Also für die schnelle Lackierung eines kleineren Teiles. Haben eine andere chemische
Zusammensetzung als die Farben darunter.
Anmerkung: Ich habe das Gefühl, dass "Billigdosen" mehr "rotzen" als
"Qualitätsdosen". Obwohl die Sprühköpfe identisch sind. Ich habe für diesen Beitrag Probesprühungen
gemacht, die Ihr später auf den Bildern seht. Und diese mit Billigdosen. Jede SD "rotzt" etwas beim
Beginn und beim Ende des Sprühganges. Und die Billigdosen machen das mehr als z.B. die
Motorfarben von plasti-kote und VHT, d.h. die "gerotzten" Farbpunkte sind weniger und kleiner
bei den letztgenannten SD. Ist nur mein Eindruck. Und wenn die SD schon ganze Farbpunkte auf das
Teil wirft, dann verlaufen diese bei den beschriebenen Motorfarben noch recht gut, bei
Billigprodukten kaum. Den Motorfarben kommt hier zu Gute, dass sie relativ langsam trocknen. Je
langsamer die Farbe trocknet, je besser verläuft sie. Ideal wäre eine SD-Farbe, die langsam
trocknet und schnell härtet. Dies kann man aber nur bei selbst angemischten Farben (d.h. beim
Arbeiten mit Lackierpistolen) beeinflussen (und macht man auch).
Auf dem Bild oben sind in der unteren Reihe links zwei
handelsübliche Motorfarben aus dem Autohandel. Für den Fall, dass Eure Corvette keinen originalen
Farbton, sondern eine handelsübliche Farbe eines deutschen Autos bekommen hat. Wie meine Corvette.
Rechts davon ist eine SD, die ich mir beim Autolack-Farbenverkäufer habe mischen lassen.
Grundsätzlich bietet jeder Händler, der Autolacke mischt und verkauft, auch diese SD an.
Mit diesen SD, die ja keinen Weichmacher enthalten, habe
ich die Innenseite der Türen (Metall) lackiert bzw. nachgearbeitet.
Auch das sogenannte Lower Valance Panel (Fiberglas) habe ich
damit lackiert, keine Risse (bis jetzt) trotz fehlenden Weichmachers.
Natürlich können diese Sprühfarben nur bei in Deutschland schon
nachlackierten Corvettes benutzt werden. Denn auch sie vertragen sich nicht mit den amerikanischen
Thermolacken. Ob sie - auf die Karosse aufgetragen - irgendwann Risse bekommen (kein Weichmacher
drin)- weiß ich nicht.
Auf keinen Fall auf den Urethane Front/Rear Bumpers auftragen!
Lebensdauer liegt dort bei wenigen Wochen, dann Risse.
2.2.3 Kunststofflacke, hier: Vinyl-Spray
Auf dem Bild: Eckler`s Vinyl Paint für Kunststoff und
Kunstleder Teile im Auto. Hervorragend im Innenraum zu verarbeiten. Der "komische" Sprühkopf
bildet keinen homogenen Sprühkegel aus, dies wirkt sich aber auf das Ergebnis nicht negativ
aus.
Das folgende Bild zeigt das Lackieren der mit neuem Vinyl überzogenen oberen
Scheibenrahmenabdeckung innen:
Ich habe im Innenraum viele Kunststoffteile mit der
Eckler`s Vinyl-Sprühfarbe lackiert. Easy zu verarbeiten, gute Qualität, sieht gut aus,
verläuft wie von selbst, haltbar. Deckt gut (zumindest schwarz), obwohl ohne Grundierung zu
verarbeiten. Mit der SD bekommt man große Flächen - wie die Türverkleidungen - nicht homogen hin. Zu
große Fläche. Unterschiede im Glanz sichtbar. Aber für z.B. Lackieren von
Armaturenbrett-Oberteil/Upper Dash Pads, Armaturenbrett-Unterteile/Lower Dash Pads und der
Schaltkonsole/Shift Console Housing geeignet. Nur eingeschränkt für das Bearbeiten der
Türenverkleidungen geeignet, diese lackiert man besser mit Lackierpistole.
Wenige von euch werden sich Innenraumteile selbst bauen. Aber bei
eBay ersteigerte Innenraumteile haben in der Regel eine anderen Farbton und müssen dann umlackiert
werden. Auch sollte der Innenraum älterer Fahrzeuge im Rahmen der Restauration/Überholung
aufgefrischt werden.
Anmerkung: Es gibt bereits hier im Forum einen Beitrag über
Vinyl-Farben. Der Beitrag heißt „Vinyl-Spray für Innenausstattung“. Dort wird auf Schwierigkeiten
beim Decken der Vinyl-Farben hingewiesen. Ich habe nur mit schwarzem Spray lackiert. Schwarz deckt
gut. Ich habe z.B. etliche recht helle Vinyl-Teile schwarz überlackiert. Ob man auch umgekehrt z.B.
Schwarz mit Silber deckend überlackieren kann, weiß ich nicht. Ggf. muss man die alte Farbe erst
ablösen.
Kunststofflacke in SD gibt es auch in jedem Autoshop von anderen Firmen,
unterschieden nach "Bumper Spray" für harte Plastikteile (könnte man z.B. in der Corvette für
die hintere Fensterumrandung der kleinen Rückfenster nehmen) und "Kunstlederspray". Beide
Sorten, manchmal auch kombiniert, lassen sich gut verarbeiten. Solche Farben gibt es auch bei allen
US-Car Teilelieferanten, schaut in den jeweiligen Katalog vom Mike & Franks oder KTS. Bei Mike
& Frank z. B. von VHT für Vinyl in vielen Farbtönen.
Noch eine Anmerkung für die Originalität-Fans: Vinylspray in originalen
Farbtönen findet Ihr z.B. in den Katalogen von Eckler`s und Corvette America. Aus den Katalogen
könnt Ihr auch die Bezeichnung und den Code für den korrekten Farbton im Innenraum entnehmen. Die
Farben werden als Interior Paint oder Interior Dye bezeichnet. Bei Eckler`s gibt es auch passenden
Vinyl-Klarlack, mit dem man Interior Paint mit hohem Metall-Anteil (Silber) überdecken soll.
Die Farben sind geeignet für Leder, Vinyl, Fiberglas, Plastik und auch Metall. Es gibt
auch Grundierungen/Primer für die Vorbehandlung bestimmter Untergründe, wie Hartplastik und Gummi
(meine Erfahrung: geht ohne Primer problemlos auf Hartplastik).
Eine Bemerkung zur Beschaffung dieser Farben. Sprühdosen werden
von den US-Firmen nicht an Privatkunden nach Deutschland verschickt. Probiert diese SD über
Fachhändler in Deutschland zu beziehen, wie Petty`s Vette Shop oder Jürgen Bien. Besorgt
vorher die Kataloge, damit Ihr korrekt beschreiben könnt, was Ihr wollt, Diese kann man online bei
den US-Händlern ordern. Besteht Ihr auf Originalität und könnt keine SD besorgen, dann
bestellt ganze Gebinde. Interior Dye gibt es als Farbdosen mit einem Liter (Quart) Inhalt. Diese
lose Vinyl-Farbe verarbeitet Ihr dann (für die Türverkleidungen) mit (elektrischer oder Luft-)
Lackierpistole oder – die kleineren Teile - mit Airbrush. Airbrush ist problemlos auch für den
Hobby-Heimwerker. Die schwarz lackierten Teile auf den Einstiegsleisten/Sill Plates sowie die
„Metalleinsätze in der Mittelkonsole (Bezel, Ctr Instr Cluster sowie Shifter Console Plates)“ macht
man mit Airbrush. Wie, beschreibe ich in einem späteren Beitrag.
Kunststofflacke im Allgemeinen und Vinyl-Lacke im Besonderen haben
ein sehr schlechtes Füllvermögen. So paradox dies im ersten Augenblick klingt, dies ist eine
gewollte Eigenschaft. Denn sämtliche Feinheiten der Maserung sollen ja nach dem Bearbeiten noch
vollständig zu sehen sein. Deshalb ist das Lackieren von Metallteilen mit Kunststofflacken
auch nicht empfehlenswert, wenn auch möglich. Flexible Stoßstangenabdeckungen an Fahrzeugen
werden u.a. aus diesem Grund auch nicht mit speziellen Kunststofflacken, sondern mit
„normalen“ Lacken lackiert, die durch Weichmacher allerdings flexibel gemacht werden müssen.
3. Vorbereitende Arbeiten
3.1 Wissen sammeln: Kleines Chemie-, Physik- und Fachlexikon
Der SD-Lackierer muss wissen, dass die chemisch unterschiedlichen Lacke sich zum Teil
untereinander nicht vertragen. Die Farbe kann hochkommen. Deshalb immer Grundierung und Decklack
des gleichen Herstellers bzw. der gleichen "Farbsorte" benutzen.
Muss man auf einen unbekannten Untergrund sprühen, Probesprühung
machen und schauen, ob die Farben sich vertragen. Auf durchgehärteten Lacken besteht dieses Problem
nicht mehr
Die Bestandteile des Lackes sind:
Bindemittel
Farbmittel (Pigmente und Farbstoffe)
Lösemittel (Verdünner)
Zusätze und Füllstoffe
Zu 1. Bindemittel: Die Bindemittel sind eine durchsichtige und dickflüssige Masse, die an
der zu lackierenden Fläche fest anhaften und die Lackbestandteile fest miteinander verbinden.
Zu 2. Farbmittel: Die Pigmente stellen das Farbmittel dar. Das Bindemittel allein ist ja farblos/durchsichtig.
Zu 3. Lösemittel: Die Farbe wird verdünnt, damit sie besser streich-
oder spritzfähig ist. Die Lösemittel (Verdünner) verdunsten aus dem Bindemittel.
Zu 4. Zusatzmittel: Es wird unterschieden nach Zusatzmittel, die schon ab Werk enthalten
sind ( z. B. Schwebemittel, Verlaufsmittel, Stabilisatoren, Schaumverhütungsmittel,
UV-Absorber) und solchen, die der Lackierer hinzufügt ( z.B. Härter, Weichmacher,
Antisilikonzusätze, Mattierungszusätze, Aktivator).
Der SD kann man diese letztgenannten Mittel natürlich nicht hinzufügen, deshalb gibt es
auch keinen 2K-Sprühlack. Und wenn man Kunststoffteile lackieren will, muss man spezielle
Kunststofflacke nehmen, die einen Weichmacher enthalten.
Trocknen/Härten
Das Verdunsten des Lösemittels (Verdünner) nenne ich in diesem Beitrag
"trocknen". Das Härten des Bindemittels nenne ich "härten". Das Härten des Bindemittels ist eine
chemische Reaktion. Entweder ausgelöst durch einen hinzugefügten Härter, wie bei 2K-Lacken, oder
lediglich durch Oxydation. Das Harz reagiert in diesem Falle mit dem Sauerstoff der Luft. Lacke
aus SD härten durch Oxydation.
"Trocknen lassen" bedeutet in diesem Beitrag also, nur genau
so lange zu warten, bis der "flüssige Teil in der Farbe" verdunstet ist, nicht bis man anfassen
kann. Dies ist bei Grundierungen und Mattlacken gut zu sehen, bei Glanzlacken nicht so gut, aber
immer noch.
Die beiden Phasen sind auch zeitlich nicht völlig getrennt. Der Lack beginnt
sofort nach Auftrag zu härten, auch wenn das Lösungsmittel noch nicht verdunstet ist. Reste des
Lösungsmittels konnte ich nach meiner Lackierung mit 2K-Lack an der Corvette (war in keiner Kabine)
bei Schleifarbeiten noch nach einem Jahr riechen!
"Staubtrocken" bezieht sich auf das Trocknen, "grifffest" auf die Härtung.
Anmerkung: Es gibt auch Lackarten, die nicht härten, sondern nur trocknen, die kann man
dann mit dem ursprünglich benutzten Verdünner immer wieder abwischen. Bestimmte Kunststofffarben
in SD müssten solche Farben sein. Hier ein Beispiel:
Die dunklen Kunststoff-Stoßstangeneinsätze hatte ich
beim BMW meines Sohnes mit Bumper Spray schwarz nachlackiert. Und Tage danach beim Tanken Benzin
darüber verschüttet. Der Bumper-Spray ist sofort abgewaschen worden.
Weitere Begriffe:
Grundierungen: Gehen mit dem Blech eine feste Verbindung ein und schützen gegen Korrosion,
Haftvermittler für nachfolgende Schichten.
Füller: Füllen kleine Oberflächenstörungen, Schleifriefen oder
Poren aus. Bilden einen sicher tragenden Untergrund für den Decklack
Grundierfüller: Kombinieren beide o.a. Eigenschaften.
Decklack: Bei Arbeiten mit SD gibt es grundsätzlich nur einen Decklack, d.h. eine SD. Ausnahme ist das
Lackieren von Metallic-Lacken, die durch Klarlack noch abgedeckt werden.
3.2 Vorbereitungen am Teil und am Arbeitsplatz
Grundsätzlich wird das zu lackierende Teil ganz vom alten Lack befreit. Nur vollständig
erhaltene - noch gut erhaltene - Altlackierungen, die ganz durchgehärtet sein müssen, können auf dem
Teil bleiben, müssen aber vollständig angeschliffen werden. Dabei darauf achten, dass
keine "Schlaglöcher" bzw. "Abplatzungen" im Altlack sind. Nach der Neulackierung sieht man
solche Löcher besser als vorher. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass an den Rändern zu solchen
Stellen das Lösungsmittel des neuen Lackes unter den Altlack kriecht und die Ränder abhebt. Wird
jedoch sauber angeschliffen und kommt dabei der Untergrund etwas durch, entsteht das Problem in
der Regel nicht, nur bei "Bruchkanten".
Hier sind lauter Fetzen bzw. Reste von Lack noch auf
den Ventildeckeln. Das meine ich mit „Bruchkantenlack“.
Das Teil dann säubern und entfetten. An engen Stellen
(Bohrungen) hilft ein Q-Tip. Entfetten geht mit Silikonentferner oder mit Aceton. Überhaupt
solltet ihr eine kleine "Verdünnungsmittelsammlung" in der Garage haben
und Silikonentferner, Aceton, Nitroverdünnung, Terpentinersatz, Alkohol (medizinischen),
Spiritus, Petroleum, Reinigungsbenzin usw. parat haben.
Aceton löst alle Lacke an und zerstört auch Kunststoff. Daher nicht auf
Kunststoff benutzen. Versucht insbesondere Aceton nicht auf die Haut zu bekommen. Grundsätzlich
dürfen aber alle Lösemittel nicht eingeatmet werden oder auf die Haut kommen.
Vorsicht auf allen Kunststoffen, insbesondere Fiberglas. Alle Chemie muss dann erst auslüften.
Nach dem Entfetten auch darauf achten, dass ihr das
Teil nicht mehr mit "nackten" Händen anfasst. Sonst habt ihr wieder Fett oder Salz (Handschweiß) drauf.
Kurz vor Beginn der Lackierung das Teil mit einem Staubbindetuch abwischen.
Arbeitsplatz:
Große Teile, die nur auf einer Seite lackiert werden, legt man auf einen Tisch, am
besten auf eine Workmate von Black & Decker:
Anmerkung: Die auf dem Bild zu sehende Corvette 73-82
Scheibenwischerschachtabdeckung ( bisher 15 Stück hergestellt), die ich in einem anderen Beitrag
schon vor längerer Zeit vorgestellt habe, habe ich mit Kunststofffarbe beim Auftragen der letzten
Schicht "Bumper-Spray" sowohl im "Linien-Verfahren" als auch schon im
"Zick-Zack-Verfahren" lackiert. Geht beides. Mit der Zeit entwickelt sowieso jeder seine eigene
oder eigene Techniken.
Das Teil wird nicht direkt auf den Untergrund gelegt, sondern es
werden Keile o.ä. untergelegt, damit das Teil ein Stück in der Luft ist. Nur so kann man sauber die
Kanten lackieren; und es läuft auch keine Farbe von der Kante auf den Tisch.
Da das Teil beim Lackieren nicht mehr bewegt wird, muss man um
den ganzen Tisch herumlaufen können.
Und zwar zügig, ohne über herumliegende Werkzeuge springen zu müssen.
Der ganze Arbeitsplatz muss vor dem Lackieren staubfrei gemacht werden,
mit dem Staubbindetuch auch über den Tisch gehen. Der Luftdruck der SD wirbelt sonst diesen Staub hoch.
Auf das Licht achten. Man sprüht ja so lange auf eine Stelle, bis dort die Farbe
gleichmäßig verläuft. Dies muss man klar und deutlich sehen können, an allen Stellen des
Teiles, aus jeder Perspektive! Deshalb braucht man helles, aber diffuses Licht. Also draußen im
Schatten oder im hellen Raum arbeiten. Nie in der Sonne lackieren, die Unterschiede "von Schatten zu
Sonne" sind zu extrem. Normales Tageslicht, schattenfrei, draußen, ist am besten. Innen keine
"Punktstrahler" benutzen. Ein 500 W Scheinwerfer in der Garage ist hell, wirft aber sehr dunklen
Schatten (wie die Sonne). Ungeeignet. Ich habe in meiner Garage 10 Neonlampen verteilt, gibt zum
Lackieren schon recht annehmbares Licht.
Teil wenden. So nicht!
Teile, die von allen Seiten lackiert werden, muss man während oder nach den
jeweiligen Sprühgängen umdrehen. Vorher überlegen, wie man das macht, ohne die Lackierung zu beschädigen.
Gut kann man Teile von allen Seiten lackieren, die z.B. an der Wäscheleine aufgehangen sind.
Werden Vorder- und Rückseite eines Teiles nicht separat,
sondern im gleichen Arbeitsgang lackiert, festlegen, welches die "bessere" Seite werden
soll, in der Regel ist dies die sichtbare. Die "schlechtere" Seite wird bei jedem einzelnen
Sprühgang zuerst lackiert, dann erst die "bessere" Seite. So ist immer die "bessere" Seite perfekt,
eventueller Sprühnebel auf der "schlechteren" Seite.
Beispiel: Kühlerventilator. Die "bessere" Seite ist die
Seite zum Motorraum hin, denn die sehe ich ja. Die Vorderseite zum Kühler hin sehe ich im eingebauten
Zustand nicht. Wenn als letzte Schicht der Decklack dann auf die "gute" Seite gesprüht wird,
darf der Sprühstrahl der SD nur im Winkel von 90° bis (nicht kleiner als ca.) 45° auftreffen, damit
der Sprühnebel möglichst nicht mehr auf die andere Seite kommt (wo der Lack vielleicht schon
angetrocknet ist). Also "gerade drauf" auf das Teil spritzen, nicht mehr schräg.
Wird die letzte Schicht Decklack auf die einzelnen „Propellerblätter“ des Kühlerventilators
aufgetragen, dann die „Propellerblätter“ in der angegebenen Reihenfolge lackieren. So minimiert
man das Risiko, Sprühnebel auf ein schon angetrocknetes „Propellerblatt“ zu bekommen. Denn
würde man z. B. rechts herum gehen, in der Reihenfolge 1, 2, 4, 6, 7, 5, 3 lackieren,
so wäre beim Lackieren des Blattes 3 das Blatt 1 schon staubtrocken und der Sprühnebel von 3
würde auf der Oberfläche von 1 nicht mehr verlaufen.
Kleinere Teile kann man auch gut mit einer Zange halten. Dann
wird das Teil bewegt und nicht die Dose und der Lackierer. Nahezu alle Metallteile aus dem
Motorraum haben eine Bohrung. Dort kann man einen Holzstock oder irgendetwas anderes (muss stabil
sein) hineinstecken, um das Teil in der Luft drehen und stabil halten zu können.
Hängt man Teile mit Bohrungen auf, relativ dicken Draht nehmen. Den Draht so biegen, dass das Teil nur
innerhalb der Bohrung vom Draht berührt wird. In die richtige Höhe hängen, man muss von oben und
unten noch drauf lackieren können. Also für einen Kühlerventilator muss man schon Zaundraht nehmen.
Daran kann man das Teil dann anschließend auch transportieren und im Haus an der Gardinenstange zum Härten aufhängen.
Ggf. vorher Absprachen mit der Ehefrau treffen!
Aber: bei Kälte kein frisch lackiertes Teil ins Haus
tragen, es würde sofort Feuchtigkeit auf der Oberfläche kondensieren!
Dass man im Freien an einem möglichst windstillen und staubfreien Tag
lackiert, ist logisch. Staubbefall ist in der Praxis kein großes Thema, weil SD-Farben sehr
schnell staubtrocken sind.
4. Lackaufbau
Grundsätzlich wird grundiert und lackiert. Auch bei Motorfarben.
Grundierte Ölwanne.
Decklack allein haftet schlecht, auch der richtige Rostschutz kommt erst durch die Kombination beider Schichten.
Die Seidenmattlacke (schwarz), mit denen ich die Unterseiten der Dachhälften, die Unterseite der
Haube und den Motorinnenraum lackiert habe, habe ich ohne Grundierung gesprüht. Ich habe auch
"normale Sprühdosenlacke" genommen, d.h. keine Kunststofflacke. Hält seit Jahren problemlos.
Jedoch hätte ich einen Glanzlack nicht ohne Grundierung verarbeitet. Matt- und auch
Seidenmattlacke scheinen ein besseres Haftungsvermögen auf nicht behandelten, sprich
grundierten, Oberflächen zu haben.
Bei einer professionellen Lackierung/Restaurierung wird man natürlich auch diese Oberflächen
(Motorinnenraum, Dachunterseite, Haubenunterseite) mit 2K-Lack zzgl. Weichmacher und Lackierpistole bearbeiten.
Mattlacke verzeihen Sprühfehler, selbst nicht sauber verlaufene
Stellen oder gar Sprühnebel sind nach Trocknung nicht bzw. kaum mehr zu sehen. Glanzlack verlangt
mehr Mühe. Auch gilt: Je kleiner das Teil, je einfacher das Ganze. Die Lackierung des
Luftfiltergehäuses ist schon eine Herausforderung.
Kunststofflacke werden nach Herstellerangabe, in der Regel ohne Grundierung
verarbeitet. Zumindest die einfachen Sachen, die ich hier beschreibe.
4.1 Grundierung (Primer)
Vor dem Grundieren gibt es eigentlich noch einen Schritt. Das genaue
Betrachten des Teiles und das Erkennen der Problemstellen. Dies sind z.B. alle Kanten, Bohrungen, Vertiefungen.
Eventuell das Teil erwärmen. Nicht erhitzen. Das Lösungsmittel
in der Grundierung verdunstet dann schneller, ein insbesondere beim "nebeln" erwünschter Effekt.
Weil in dieser Phase der Lackierung die Grundierung ja gerade nicht verlaufen soll.
1. Schritt:
Hier ein Beispiel, bei dem nur eine Seite bearbeitet wird.
Es fehlt der Unterlegkeil, damit man auch an die "Unterkante"
an den Seiten kommt. Alle schmalen Seiten, und damit die Kanten werden zuerst "angenebelt". Dabei
wird so wenig Farbe gesprüht, dass diese matt bleibt und nicht verläuft, also auch nicht oder
nicht richtig deckt. Kann man in mehreren Schritten machen, immer eher wenig als zuviel.
Verläuft die Farbe nämlich, läuft sie auch sofort von Kanten weg. So müssen alle diese Kanten dann
durch evtl. mehrfaches "nebeln" abgedeckt werden. Kurz antrocknen lassen, nur bis alle "nassen" Stellen weg sind.
2. Schritt:
Dann das ganze Teil komplett lackieren. Noch mit so wenig
Farbe, dass die Oberfläche nicht gleichmäßig glänzt. Keine Hektik. Am Ende sollte die Farbe
aber überall gedeckt haben. An den Problemstellen muss sie decken, an normalen Oberflächen kann es
ruhig noch durchschimmern. Kurz antrocknen lassen.
3. Schritt
Jetzt kommt die eigentliche Grundierung. Das ganze Teil lackieren. Jetzt
darauf achten, dass überall gleichmäßig Farbe hinkommt, dass die Farbe sauber verläuft, die
Oberfläche gerade eben beginnt gleichmäßig zu glänzen. Dabei muss man sich bei großen Teilen
beeilen, weil die Farbe schnell trocknet. Dann trocknen lassen.
Am Schluss das Werk betrachten. Wenn OK, kann anschließend Decklack
aufgetragen werden. Quasi hat man jetzt zwei Schichten Grundierung drauf. Rostgefährdete Teile
kann man (nach Trocknung der ersten Schicht) ein weiteres Mal grundieren.
Die Fotos zeigen nur das Prinzip. Nicht die genaue Anzahl
der Schritte. Gut sieht man, dass ich den Sprühstrahl grundsätzlich vor dem Teil begonnen
und nach dem Teil beendet habe.
Grundierung 24 Stunden härten lassen. Anschließend, zumindest die
glatten größeren Flächen, leicht anschleifen. Man verbessert damit das optische Ergebnis. Die
Haftfähigkeit ist nach meinen Erfahrungen für Sprühlackfarben nach so kurzer Trocknungszeit aber
noch ausreichend ohne Anschliff.
4.2 Decklack
Der Decklack wird nach dem gleichen Prinzip wie die Grundierung
aufgetragen. Der Anfang ist einfacher, weil die Problemstellen (scharfe Kanten, wo sonst der Lack
ablaufen würde) schon mit Grundierung übersprüht sind. Solche Stellen brauchen also nicht mehr
Stück für Stück "genebelt" werden.
Die Fotos zeigen wieder nur das Prinzip. Der Glanz ist
etwas ungleichmäßig, weil ich ein (saugendes) Holzteil zur Demonstration genommen habe.
Die letzte Schicht soll hierbei ja perfekt werden. Bei
größeren Teilen muss man deshalb bei der letzten Schicht schnell arbeiten, damit man z.B. kein
Sprühnebel auf schon fertige Teilstücke bekommt.
5. Spritztechniken
5.1 Demonstrationsbilder
Grundsätzliche Regel:
Den Sprühkopf drücken bevor man über das Teil geht und erst lösen nachdem man über die
zu lackierende Teilstelle rüber ist. Also, erst sprühen und dann die SD auf die entsprechende
Fläche richten. Sonst kommen nicht nur die "Anfangs-" und "Schlussrotzer" der SD mit auf die
Fläche, sondern es können auch ganze Farbkleckse auf die Fläche kommen.
Demonstrationsbilder
Hier habe ich über ein großes Stück weißes Papier mit schwarzer
Farbe zur Probe und Demonstration gesprüht. Es sind insgesamt 6 Bahnen. Auf dem zweiten Bild habe
ich das große Papier nur von hinten fotografiert. Auf dem zweiten Bild sieht man gut, wo die Farbe
"dicker" ist bzw. schon gedeckt hat.
Erste Bahn Demonstrationsbilder: Sprühstöße mit Bewegung
Auf der ersten Bahn auf den Demonstrationsbildern ist das
Ergebnis "kurzer Sprühstöße" zu sehen. Ich habe dabei (als Rechtshänder) für jeden Sprühstoß die
Hand schnell von links nach rechts bewegt, erst während der Bewegung gedrückt und während der
Bewegung schon wieder losgelassen. Etwa so:
Wobei bedeutet: 1 Beginn der Bewegung, 2 Beginn Sprühen,
3 Ende Sprühen, 4 Ende der Bewegung. Ein kleines Teil würde zwischen 2 und 3 liegen, wäre also
kleiner als der Abstand zwischen 2 und 3.
Nicht sprühen während die Hand sich nicht bewegt! Also erst die Hand bewegen, dann
losdrücken. Auch immer erst den Sprühkopf wieder lösen und dann mit der Bewegung aufhören! Das
sollte in Fleisch und Blut übergehen. Sonst hat man sofort an einer Stelle zu dick aufgetragen,
evtl. einen Läufer. Auch das immer auftretende "Rotzen" bei Beginn und Ende des Sprühkopfdrückens
verteilt sich dann, wird später durch den Decklack sauber abgedeckt.
Auch sollte man üben, "schnell" zu drücken und "schnell" loszulassen.
Denn SD "rotzen" genau in dieser Phase, d.h. während das Ventil nicht ganz geöffnet ist.
Zweite Bahn Demonstrationsbilder: Sprühstöße ohne Bewegung
So nicht!
Hier habe ich kurze Sprühstöße ohne Bewegung der Hand gemacht.
Deutlich sieht man die "deckenden Flecken" jeweils in der Mitte der kreisförmigen Flecken. So soll
man es nicht machen, immer die Hand bewegen. Die "deckenden Flecken" würden Läufer auf der
Oberfläche ausbilden, auch wäre mit dieser Technik nie eine gleichmäßige Oberfläche möglich. Auch
Problemstellen auf einem Teil, z.B. eine Bohrung, mittels Sprühstößen mit Bewegung
ausnebeln/aussprühen! Da eine solche Bohrung von mehreren Seiten ausgesprüht werden muss, würde mit
"Sprühstößen ohne Bewegung" sowieso viel zu viel Farbe in die Bohrung kommen, die Farbe würde
laufen (und damit an Kanten auch nicht mehr decken/haften).
Dritte und vierte Bahn Demonstrationsbilder: Linie mit unterschiedlichem Abstand
So nicht!
Wieder ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll und warum. Will man z.B. an
einer Wand eine ca. 1 m lange Linie sprühen und macht dies nur aus dem Armgelenk heraus, ändert
sich der Abstand der SD zum Objekt. Erst weit weg, dann näher, dann wieder weit weg. Das Ergebnis
sieht man in der dritten und vierten Bahn der Demonstrationsbilder. In der Mitte der beiden
gezogenen Bahnen sieht man auch die deckende Spur. Sie beginnt erst, wenn der richtige Abstand zum
Objekt erreicht ist, dann wird sie bei zu nahem Abstand zu dick (Läufer!), dann wieder nach rechts weg zu dünn.
Hier zeichnerisch der Fehler: Nicht aus dem Armgelenk heraus!
Fünfte und sechste Bahn Demonstrationsbilder: Linie mit gleichbleibendem Abstand
So ist es richtig!
Richtig ist aus dem Schultergelenk heraus. Bei längeren Sprühlinien bewegt sich sogar
der ganze Körper mit. In etwas so:
Aus dem Schultergelenk heraus und mit den ganzen Körper mitgehen.
Der Abstand zum Objekt und der Winkel des Sprühstrahles zum Objekt bleibt
grundsätzlich gleich! Hier habe ich zur Darstellung eine längliche
Vierkant-Kunststoffstange angesprüht:
Sprühen einer geraden Linie, Vierkantleiste
Auf den Demonstrationsbildern sieht man die korrekt
gesprühte Linie auf Bahn 6. Auf Bahn 5 habe ich Beginn und Ende des Sprühens auf dem Papier
gemacht. Die "Rotzer" ( mit schwarzem Stift etwa größer gezeichnet) sind mit den Pfeilen
gekennzeichnet. Deshalb mit dem Sprühen vor dem Objekt beginnen und nach dem Objekt enden!
Die Kunststoffleiste hatte ich vor dem Besprühen nicht gereinigt. Gut sieht am
auf dem folgenden Bild daher die Krater, wo die Farbe weggelaufen ist. Solche Krater werden oft
Silikonkrater genannt, verursacht oft durch Reste von Konservierungsmittel:
Silikonkrater
5.2 Nebeln
"Nebeln" nennt man die Sprühtechnik, bei der immer gerade so wenig Farbe
auf eine Stelle gesprüht wird, dass sie gerade nicht verläuft. Glanzlack würde bei dieser Technik
also matt bleiben, bei Grundierung sieht man keine feuchten Stellen kurz nach dem Sprühen. Man nebelt
mit entsprechenden Zeitabständen so oft über eine Problemstelle, bis die Farbe gedeckt
hat.
Warum müssen Teile anfänglich genebelt werden? Probiert es selbst aus. Kauft im Baumarkt
einen solchen Flachverbinder:
Flachverbinder
Dann legt ihr ihn auf einen Tisch und sprüht einfach (am besten
schwarzen) Decklack drauf. Recht viel, so dass eine glatte, nasse Oberfläche entsteht. So dass
die Farbe also, wenn das Teil nicht liegen würde, Läufer bilden würde. Ergebnis: Die Farbe haftet
nicht an Kanten, Ecken und evtl. noch vorhandenem Grat! Auch nach dem Trocknen des
Demonstrationsobjektes könnt ihr die Problemstellen metallisch glänzen sehen! Auch seht
ihr einen erhöhten Kreis um jede Bohrung: Läufergefahr!
Deshalb muss an solchen Problemstellen "vorgenebelt" werden. Ist erst
einmal eine -getrocknete - Grundierschicht auf dem Objekt, laufen die folgenden Farbschichten nicht
mehr ab. Problemstellen können auch andere, mit dem Sprühstrahl schwer zugängliche Stellen sein,
z.B. eine Vertiefung auf einem Teil. Auch hier muss man ggf. durch Nebeln erst eine deckende
Lackschicht im Bereich der Problemstelle aufbauen.
Genebelt wird mit "kurzen Geraden" (die mehrfach so schnell gezogen werden,
dass die Farbe jeweils nicht deckt) oder (bei kleineren Problemstellen) mit kurzen Sprühstößen
(aus der Bewegung). Dies gilt auch für das Bearbeiten aller Problemstellen auf einem Teil
(Bohrungen, Erhebungen, Falze, Kanten u.ä.).
"genebelt"
"noch mal darüber genebelt"
"ein drittes Mal darüber, etwas zuviel"
"ein viertes Mal darüber"
Bei kurzen Sprühstößen auf eine kleine Problemstelle ist das "Treffen" manchmal ein Problem. Üben.
Der Sprühstrahl sollte genau dort treffen, wohin man auch zielt.
5.3 Flächen lackieren
5.3.1 Kreuzgang:
Dies ist die bekannteste Sprühtechnik. Auf vielen SD sogar als
Verarbeitungsvorschlag drauf. Sieht vom Prinzip so aus:
Kreuzgang sprühen.
Beachten: Die "Umdrehpunkte" sind außerhalb der zu lackierenden
Fläche. Man kann natürlich auch an jedem "Umdrehpunkt" kurz stoppen und neu beginnen. Die
einzelnen parallelen Sprühlinien sind so dicht nebeneinander, dass die Farbe an jeder Stelle
gleich dick aufgetragen wird. Für quadratische Flächen.
5.3.2 Linie
Ist eine Abart davon und für längliche Teile. Man kann hin und zurück gehen, oder immer
nur von einer Seite kommen.
Linien sprühen.
5.3.3 Zick - Zack
Für sehr lange Teile eine gute Alternative zu "Linie". Dabei in
Richtung der noch nicht lackierten Fläche sprühen, damit kein Sprühnebel auf die schon fertig
lackierten Teile mehr kommt!
Zick - Zack sprühen in der richtigen Richtung.
5.3.4 Kreis
Für kreisförmige Teile, z.B. den Deckel vom Luftfiltergehäuse. Dabei bei der
letzten Schicht Decklack mit der Hand/der SD die kreisförmige Bewegung ausführen.
Um z.B. die Außenseite des Luftfiltergehäuses
"endzulackieren", muss man allerdings um das Gehäuse herumgehen. Zügig:
Kreisförmig lackieren.
6. Schlusswort
Und nun kann es ja losgehen. Viel Erfolg und Spaß bei der Arbeit mit der
Sprühdose...
Vielen Dank für diesen tollen Workshop an Dietmar Kroll (Corv76)!
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